
Xiaomis Elektroautos: Gewinnträumerei oder baldige Realität?
Für den chinesischen Technologiekonzern Xiaomi war das Autogeschäft bislang eher ein kostspieliges Vergnügen als eine verlässliche Gewinnquelle. Doch aktuelle Zahlen deuten darauf hin, dass der Verkauf von Fahrzeugen mit Verlust kein Dauerzustand bleiben muss. Noch vor Kurzem hinterließ jedes Elektroauto von Xiaomi ein deutliches Minus in der Bilanz, doch diese Verluste schmelzen inzwischen wie Schnee im Frühling – langsam, aber stetig.
Im zweiten Quartal dieses Jahres lag der operative Verlust von Xiaomi Auto bei 41 Millionen US-Dollar, was einem Minus von rund 507 Dollar pro ausgeliefertem Fahrzeug entspricht. Insgesamt wurden 81.302 Einheiten verkauft. Im ersten Quartal lag der Verlust noch bei 903 Dollar pro Auto, zuvor sogar bei 1.400 Dollar. Hält diese Entwicklung an, könnte Xiaomi bereits zum Jahresende die Gewinnschwelle erreichen. Analysten zeigen sich vorsichtig optimistisch.
Auch die Preise ziehen an. Kostete ein durchschnittliches Elektroauto von Xiaomi vor einem Jahr noch etwa 31.000 Dollar, liegt der Preis inzwischen bei rund 35.000 Dollar. Das Spitzenmodell SU7 Ultra startet bei 72.700 Dollar, die Nürburgring-Edition erreicht sogar luxuriöse 112.000 Dollar. Dadurch steigt der durchschnittliche Verkaufspreis deutlich. Die Rechnung ist einfach: Je teurer das Modell, desto höher die Marge – vorausgesetzt, die Kunden sind bereit, den Preis zu zahlen.
Die Herausforderungen beschränken sich jedoch nicht auf die Bilanz. Die Nachfrage ist zum zweischneidigen Schwert geworden. Im Juni war der YU7 Max Crossover innerhalb eines Tages ausverkauft, die Wartezeiten betragen mittlerweile bis zu 58 Wochen. Je nach Ausstattung müssen die meisten Käufer mit Verzögerungen zwischen 41 und 58 Wochen rechnen – fast ein Jahr oder länger.
Für ungeduldige Kunden hält Xiaomis Gründer und CEO Lei Jun persönlich eine Liste von Alternativen bereit, darunter Wettbewerber wie der Xpeng G7, Li Auto i8 oder sogar Teslas Model Y, das direkt mit dem YU7 konkurriert. Die Botschaft ist eindeutig: Xiaomi scheut den Wettbewerb nicht, solange Begeisterung und Markentreue erhalten bleiben.
Xiaomis Autosparte ist also noch kein Goldesel, aber auch kein Fass ohne Boden. Sollte der aktuelle Trend anhalten, könnte der nächste Quartalsbericht bereits positive Überraschungen bereithalten. Und selbst wenn nicht, bleibt die Entwicklung bemerkenswert. Denn wer es schafft, Kunden ein Jahr auf ein Auto warten zu lassen, macht offenbar einiges richtig.