







OMODA 9 SHS: Der Hybrid, der alles auf einmal verspricht
OMODA preist sein neues Super Hybrid System als Gipfelpunkt der Automobiltechnik an: 537 PS, eine theoretische Reichweite von 1.100 Kilometern und eine Innovationsflut, die eher an den Lebenslauf eines Ingenieurs als an den Alltag eines Besitzers erinnert.
Der OMODA 9 SHS, entwickelt von Cherys globaler Marke, ist ein wuchtiger Plug-in-Hybrid, der gezielt auf den europäischen Markt abzielt. Auf dem Papier vereint er das Beste aus zwei Welten – die Ruhe und Kraft eines Elektroantriebs mit der Ausdauer eines Benziners. Die Zahlen sind verlockend: 395 kW (537 PS), 0–100 km/h in 4,9 Sekunden, bis zu 145 Kilometer rein elektrische Reichweite und eine angegebene Gesamtreichweite von über 1.100 Kilometern. Für Technikbegeisterte klingt das nach einem Traumwagen.
Technisch ist das Fahrzeug eine komplexe Konstruktion: Drei Elektromotoren arbeiten mit einem Verbrenner zusammen, gesteuert von Cherys 3DHT-Dreigang-Hybridgetriebe. Unterstützt wird das System von einer großzügigen 34-kWh-Batterie – eher typisch für ein kleines Elektroauto als für einen klassischen Hybrid – sowie einem 70-Liter-Tank. Das dürfte zu beachtlichem Gewicht und hoher Komplexität führen, doch die Pressemitteilung hebt vor allem Effizienzrekorde hervor.
Die Verbrauchsangaben sind entsprechend optimistisch: 1,4 l/100 km nach WLTP und 7 l/100 km bei leerer Batterie. Angesichts der bekannten Schwächen des WLTP-Zyklus bei Plug-in-Hybriden sollten Fahrer im Alltag jedoch mit deutlich höheren Werten rechnen, insbesondere wenn das Fahrzeug nicht täglich geladen wird.
OMODA präsentiert den SHS als Beginn einer neuen Ära und wirbt mit einer schier endlosen Auswahl an Fahrmodi – elektrisch, serieller Hybrid, paralleler Hybrid, Rekuperation und zahllose Kombinationen. Für Kunden stellt sich jedoch vor allem die Frage, ob das System nahtlos arbeitet, ohne die ruckelnden Gangwechsel und Antriebsverzögerungen, die frühere komplexe Hybride oft begleiteten. Technik, die auf dem Papier beeindruckt, scheitert im Alltag nicht selten an der Praxis.
Um skeptische Käufer zu beruhigen, betont OMODA die Sicherheitsmerkmale des CATL-M3P-Akkus: dreifacher Schutz, IP68-Zertifizierung, sogar Widerstand gegen zehn Tonnen Druck. Die Beschreibung erinnert eher an ein Militärfahrzeug als an einen Familien-SUV, spiegelt aber die Sorgen der Kunden hinsichtlich Brandschutz bei Elektroautos wider.
Am Ende wirkt der OMODA 9 SHS mehr wie eine Technologiedemonstration als wie ein ausgewogener, alltagstauglicher SUV. Sollten sich die ambitionierten Versprechen im Alltag bewahrheiten, könnte er zu den seltenen Ausnahmen unter den Hybriden zählen. Die Erfahrung zeigt jedoch: Wo Komplexität auf Superlative trifft, bleibt die Realität oft hinter der Hochglanzbroschüre zurück.