
Nissan tritt auf die Bremse und bittet um Zahlungsaufschub
Wenn ein Auto plötzlich Rauch ausstößt und alles auf einen Totalschaden hinausläuft, bleibt meist nur eines: anhalten, die Hände heben und auf Hilfe hoffen. Genau in dieser Lage befindet sich Nissan derzeit. Der japanische Konzern steckt in so ernsten finanziellen Schwierigkeiten, dass er seine Gläubiger in Europa und Großbritannien nun offiziell um einen Zahlungsaufschub bittet. Interne Schreiben und Geschäftsunterlagen, die an die Öffentlichkeit gelangt sind, zeichnen ein beunruhigendes Bild.
Nissan muss aktuell rund 150 Millionen Euro freimachen. Nicht etwa für neue Entwicklungen oder spannende Modelle, sondern schlichtweg, um das Überleben zu sichern und den laufenden Konzernumbau fortzusetzen.
Bereits zuvor konnte der Autobauer einige Lieferanten überzeugen, spätere Zahlungen gegen moderate Zinsen zu akzeptieren. Sprich: "Wir zahlen mehr, aber eben später." Jetzt aber bittet Nissan erneut um Geduld. Fällige Rechnungen aus dem Juni werden auf Mitte August oder sogar bis in den Herbst verschoben. Für die Zulieferer ist das Anlass zur Sorge.
Nissan begründet die Maßnahmen mit der Sicherung der Liquidität. Das Unternehmen muss tägliche Kosten decken, den Betrieb neu ordnen und Zinsverpflichtungen für Anleihen bedienen. Die Zentrale in Japan beteuert, die Restrukturierung laufe auf Hochtouren, doch die geleakten Unterlagen verdeutlichen das Loch von 150 Millionen Euro in der Bilanz.
All dies geschieht, während Nissan das vergangene Geschäftsjahr mit einem Rekordverlust abschließt: 750 Milliarden Yen, umgerechnet etwa 5,3 Milliarden Dollar. Der neue Vorstandschef Ivan Espinosa hat nun keine andere Wahl, als auf das Überleben zu setzen statt auf Wachstum. Seine Strategie ist klar: Kosten senken, Produktion und Marketing neu denken, Partnerschaften überprüfen. Glanzpunkte sucht man dabei vergeblich.
Espinosa sieht die Schuld bei den überzogenen Zielen der früheren Führung. Riesige Investitionen in neue Werke blieben ohne den erhofften Produktionserfolg oder steigende Verkaufszahlen.
Trotz der kritischen Lage gilt ein vollständiges Verschwinden von Nissan als unwahrscheinlich. Selbst im schlimmsten Fall würde ein Käufer einspringen und Nissan als Marke unter dem Dach eines größeren Konzerns fortführen.