


Von Staubsaugern zu Supersportwagen: Dreame greift nach Bugattis Krone und Li Autos Revier
Jahrelang verband man den Namen Dreame mit leisen Saugrobotern, die unauffällig durch Wohnzimmer gleiten. Nun fordert der chinesische Haushaltsgeräte-Riese die Welt auf, sich an ein völlig neues Bild zu gewöhnen: eine Marke, die sich in die exklusive Liga der Hypercars und Luxus-SUVs vorwagt und dabei ehrgeizig genug ist, Bugatti auf der einen und den heimischen Rivalen Li Auto auf der anderen Seite herauszufordern.
Das Unternehmen hat soeben eine neue Designstudie seines ersten Hypercars vorgestellt, die dem Chiron frische Impulse verleiht, jedoch mit unverkennbarem chinesischem Akzent. Besonders auffällig sind die Schmetterlingstüren, die selbst im Verkehr von Monte Carlo für Aufsehen sorgen dürften. Während Bugatti auf ein puristisches Zweisitzer-Cockpit setzt, verspricht Dreame eine Kabine mit zwei Sitzreihen – ein kühner Hinweis darauf, dass ein Hypercar in China durchaus als Familienfahrzeug taugen könnte.
Auch bei der Karosseriesteifigkeit zeigt sich Dreame selbstbewusst: Trotz fehlender B-Säulen soll die Struktur so robust sein, dass selbst die schärfsten Kritiker verstummen. Was den Antrieb betrifft, hält sich das Unternehmen noch bedeckt. Bislang deutet alles darauf hin, dass Käufer zwischen einem rein elektrischen Antrieb und einer Hybridvariante wählen können, wobei Letztere dank kleinem Verbrennungsmotor eine größere Reichweite bieten soll.
Dreames Automobilpläne beschränken sich jedoch nicht auf ein einzelnes Flaggschiff. Inspiriert von Li Autos Modellpalette plant das Unternehmen bereits eine Familie von Premium-SUVs mit Radständen von bis zu 3,3 Metern. In China sollen diese Modelle im Preisbereich von 270.000 bis 600.000 Yuan – umgerechnet etwa 40.000 bis 80.000 Euro – angesiedelt werden. Gerüchten zufolge ist unter der neuen Submarke Starry sogar ein noch breiteres Portfolio geplant.
Der Ehrgeiz spiegelt sich auch im rasanten Wachstum wider. Dreame rekrutiert inzwischen nicht nur Ingenieure aus der Unterhaltungselektronik, sondern verstärkt auch mit erfahrenen Fachkräften aus der Automobilbranche. Die Patentaktivität unterstreicht diesen Kurswechsel: Von den bislang 6.500 eingereichten Patenten entfallen fast die Hälfte direkt auf den Bereich Elektromobilität.
Ein weiteres Signal für die Ernsthaftigkeit der Pläne: Das Produktionszentrum für das Hypercar soll nicht in Shanghai oder Shenzhen, sondern in Deutschland entstehen – nahe Berlin, in Sichtweite der Tesla-Gigafactory. Um das Vorhaben abzusichern, sucht Dreame bereits das Gespräch mit europäischen Banken und Investoren.
All dies soll sich bis Jahresende konkretisieren, wenn das Unternehmen auf der CES in den USA den ersten fahrbereiten Prototyp präsentieren will. Bis dahin bleibt nur, den Mut einer Marke zu bestaunen, die einst Staub aufsaugte und nun ein Fahrzeug für die automobilen Höhenflüge baut. Manche Träume sind einfach zu kühn, um sie nicht zu verfolgen.