Schlägt bald ein BMW-Herz unter der Mercedes-Haube?
Zwei der erbittertsten Rivalen der deutschen Automobilindustrie könnten sich schon bald in einer überraschenden Partnerschaft wiederfinden. Berichten zufolge bereitet sich Mercedes-Benz darauf vor, künftig Motoren direkt von BMW zu beziehen. Bereits ab 2027 könnten so Stuttgarter Modelle mit Vierzylinder-Technik aus München auf den Markt kommen.
In einer Wendung, die kaum jemand erwartet hätte, befindet sich Mercedes in fortgeschrittenen Gesprächen mit BMW über die Integration des 2,0-Liter-Turbobenziners B48 in eine Reihe kommender Modelle. Dieses Aggregat, seit einem Jahrzehnt das Rückgrat der BMW- und Mini-Baureihen und inzwischen sogar im aktuellen BMW M2 verbaut, könnte künftig das Herz von Fahrzeugen mit Stern schlagen. Für Mercedes ist die Entscheidung klar: Die teure Eigenentwicklung kleiner Verbrennungsmotoren wird eingestellt, um Ressourcen auf margenstarke Sechs- und Achtzylinder sowie das ins Stocken geratene, aber weiterhin zentrale Elektrifizierungsprogramm zu konzentrieren.
Die Zusammenarbeit dürfte sich nicht auf Motoren beschränken. Nach Informationen des Manager Magazins prüfen beide Hersteller auch die gemeinsame Nutzung von Getrieben und sogar kompletten Hybridantrieben. Sollte die Vereinbarung noch dieses Jahr besiegelt werden, wäre dies mehr als eine technische Kooperation – es entstünde ein strategisches Bündnis zwischen langjährigen Konkurrenten, die mit denselben Herausforderungen der Branche ringen.
BMW könnte von dieser Allianz erheblich profitieren. Das Werk im österreichischen Steyr, bereits Europas größte Motorenfabrik, würde seine Produktionszahlen steigern und die Einnahmen erhöhen – ein entscheidender Vorteil in einer Zeit, in der die gesamte Branche nach Überlebensstrategien sucht. Mercedes wiederum könnte sofort Kosten sparen, was angesichts angespannter Finanzen dringend nötig ist. Der Gewinn im zweiten Quartal 2025 brach um 69 Prozent auf nur noch 957 Millionen Euro ein und verdeutlicht, wie schnell die bisherige Strategie ins Wanken geraten ist.
Hinter dieser unerwarteten Annäherung steht eine harte Realität: Die Nachfrage nach reinen Elektroautos wächst deutlich langsamer als prognostiziert. Premiumhersteller geraten so zwischen regulatorischen Druck und zögerliche Kundschaft. In diesem Umfeld zählt Pragmatismus mehr als Stolz.
Wenn also in einigen Jahren die nächste Generation von Mercedes-Modellen – vom kompakten GLA und GLB bis hin zu C- und E-Klasse – auf die Straßen rollt, könnte ihr kultivierter Klang einen bayerischen Akzent tragen. In einer Branche, in der das Überleben mitunter ungewöhnliche Allianzen erfordert, weichen selbst tief verwurzelte Rivalitäten der Notwendigkeit.