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Kia cell-level battery passport graphic

Kia testet als erster Autohersteller öffentlich einen Zell-basierten Batteriepass

Autor auto.pub | Veröffentlicht am: 10.10.2025

Kia Europe hat erstmals im realen Straßenverkehr seine neue Technologie im EV3 erprobt. Das Batteriepaket des Fahrzeugs ist mit einem von Dukosi entwickelten Überwachungssystem ausgestattet. Dieses System überträgt die Daten jeder einzelnen Zelle direkt an einen digitalen Batteriepass. Dort werden der Gesundheitszustand (State of Health, SoH) und weitere Informationen erfasst und über das Infotainmentsystem für Besitzer, Werkstätten und Behörden sichtbar gemacht. Bei Wartung oder Reparatur aktualisieren sich die Daten automatisch. So entsteht ein lückenloses Protokoll, das den Lebenszyklus der Batterie ähnlich präzise dokumentiert wie ein Wartungsbuch für Flugzeuge.

Das Projekt ist weit mehr als ein Laborexperiment. Der Praxistest ist Teil von DATAPIPE, einem von der EU geförderten Vorhaben unter Leitung der Technischen Universität Delft und der Hyundai Motor Group, gemeinsam mit Hyundai Mobis und dem niederländischen Recyclingnetzwerk ARN. Ziel ist es, unter realen Bedingungen zu prüfen, wie die ab 2027 geltende EU-Batteriepass-Verordnung praktisch umgesetzt werden kann.

Die Verordnung schreibt vor, dass jede in Europa verkaufte Traktionsbatterie eine digitale Identität mit über hundert Datenfeldern erhält: Fertigungsdetails, chemische Zusammensetzung, Herkunft, Wartungshistorie und Recyclinginformationen. Kia geht noch einen Schritt weiter und ergänzt Echtzeitdaten auf Zellebene. Diese Detailtiefe könnte künftig den Austausch einzelner Zellen statt ganzer Module ermöglichen, was Wartungskosten senkt und die Nutzungsdauer verlängert.

Die Technologie gilt als Meilenstein für Transparenz, wirft aber auch wichtige Fragen zum Datenschutz auf. Wem gehören die Informationen, die Aufschluss über Ladeverhalten, Fahrweise und Wartung geben? Da die Daten zwischen Hersteller, Werkstatt und Behörden fließen, wird die Batterie nicht nur zum Energiespeicher, sondern auch zu einem vernetzten, permanent überwachten Objekt.

Kia plant, den Batteriepass bis 2027 in allen europäischen Elektro- und Hybridmodellen serienmäßig einzuführen. Offizielles Ziel ist es, die Lebensdauer der Batterien zu verlängern, Abfall zu reduzieren und Vertrauen auf dem Gebrauchtwagenmarkt für Elektrofahrzeuge zu schaffen.

Mit dem ersten funktionsfähigen, EU-konformen Prototypen auf öffentlichen Straßen setzt Kia nicht nur einen technischen Meilenstein, sondern startet auch ein gesellschaftliches Experiment – ein Ausblick auf eine Zukunft, in der Transparenz, Nachhaltigkeit und Überwachung im selben Fahrzeug unterwegs sind.