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HUD

Die HUD-Revolution: Wie die Windschutzscheibe zum intelligentesten Bildschirm im Auto wurde

Autor auto.pub | Veröffentlicht am: 07.10.2025

Noch vor fünf Jahren waren Head-up-Displays Luxusfahrzeugen vorbehalten. Bis 2025 sind sie zum Standard geworden – vor allem in China, wo inzwischen fast 70 Prozent aller Neuwagen mit einer Form von auf die Windschutzscheibe projizierter Anzeige ausgestattet sind. Europäische und koreanische Hersteller holen rasch auf, sodass sich die Frage längst nicht mehr stellt, ob HUDs notwendig sind, sondern welches System künftig als Branchenmaßstab gilt.

Der neue BMW iX3 verzichtet als eines der ersten Modelle vollständig auf das klassische Kombiinstrument. Das Panoramic Vision-System projiziert Fahrdaten entlang eines schwarzen Streifens am unteren Rand der Windschutzscheibe, der sich von Säule zu Säule erstreckt. So entfällt das herkömmliche Instrumentengehäuse und der Blick des Fahrers bleibt konsequent auf die Straße gerichtet.

Noch futuristischer wirken die holografischen Anzeigen, die Hyundai Mobis gemeinsam mit dem Optikspezialisten Zeiss entwickelt. Ihre Technologie nutzt eine Holographic Optical Element (HOE)-Folie, die die Windschutzscheibe in ein transparentes Display verwandelt. So lassen sich Navigationshinweise, Sicherheitswarnungen oder sogar Unterhaltungsinhalte direkt ins Sichtfeld von Fahrer und Beifahrer projizieren – jeweils mit individuellem Informationsfluss. Die Serienfertigung ist für 2029 geplant.

HUDs entwickeln sich von reinen Datenprojektoren zu zentralen Gestaltungselementen. Der Glashersteller AGC hat kürzlich ein polarisierendes HUD-Panel vorgestellt, das sich nahtlos in ein dunkles unteres Band der Windschutzscheibe einfügt und sogar gebogen werden kann. Das eröffnet Designern und Ingenieuren neue Freiheiten im Innenraum. Das Aumovio 3D HUD wiederum erzeugt durch Blickverfolgung und leicht unterschiedliche Projektionen für jedes Auge einen räumlichen Eindruck – eine dreidimensionale Welt auf der Windschutzscheibe.

Gleichzeitig wird die Windschutzscheibe selbst zum Sensorzentrum. LiDAR-Einheiten, die für autonomes Fahren der Stufen 3 bis 5 unerlässlich sind, wandern von auffälligen Dachmodulen hinter das Glas. Das verbessert die Aerodynamik und schützt empfindliche Optik vor Witterungseinflüssen.

Saint-Gobain und Hesai haben gemeinsam ein LiDAR-System mit 800 Kanälen entwickelt, das ohne Signalverlust hinter der Windschutzscheibe arbeitet. Es erkennt Objekte in bis zu 400 Metern Entfernung und verschwindet unauffällig zwischen Armaturenbrett und Glas – für Insassen völlig unsichtbar.

Die moderne Windschutzscheibe ist längst mehr als eine transparente Barriere. Sie kann ihre Lichtdurchlässigkeit anpassen, Sonnenenergie gewinnen, Kameras und Sensoren integrieren und als Projektionsfläche dienen. Damit wird sie zur neuen Schnittstelle zwischen Mensch und Maschine.

Mit diesem Technologiesprung steigt jedoch auch die Komplexität. Da HUDs und LiDAR-Module zunehmend ins Glas integriert werden, ist ein Austausch der Windschutzscheibe künftig keine rein mechanische Aufgabe mehr, sondern erfordert präzise Kalibrierung und digitale Justierung. Sogar die Reparatur eines Steinschlags könnte in Zukunft ein Software-Update notwendig machen.