
























































































Volkswagen Tayron: Für alle, die keine Überraschungen mögen
Der Volkswagen Tayron trägt zwar einen neuen Namen, übernimmt jedoch die Rolle, die einst dem Tiguan Allspace vorbehalten war. Zwischen dem Tiguan und dem größeren Touareg positioniert, ist der Tayron wie das Familienoberhaupt: zuverlässig, vielseitig und immer bereit, sowohl Babyflasche als auch Whiskyglas souverän zu handhaben. Damit schließt Volkswagen endlich die Lücke im SUV-Portfolio, die bisher so wenig beachtet wurde wie Staub unter einem alten Passat-Sitz.
Der Tayron bietet mit 112 mm mehr Radstand als der normale Tiguan spürbar mehr Platz, besonders für Passagiere in der dritten Reihe, die sich nun nicht mehr wie Zirkusartisten verbiegen müssen. Das SUV verspricht großzügigen Familienkomfort, ohne Luxus zu opfern, und verbindet Touareg-Anmutung mit Tiguan-Preisniveau.
Die technische Basis bildet die weiterentwickelte MQB evo-Plattform, die auch die neuesten Passat- und Tiguan-Modelle nutzen. Tayron profitiert dabei von modernsten Plug-in-Hybriden, einer neuen Generation Infotainment und Fahrerassistenzsystemen, die einen manchmal besser verstehen als der eigene Partner.
Im Design bleibt der Tayron typisch deutsch: klare Linien, streng kalkulierte Proportionen, ohne Übertreibung. Von französischen Raumschiffen oder kantigen Santa Fe ist hier nichts zu sehen. 4,77 Meter Länge, 1,85 Meter Breite und 1,66 Meter Höhe unterstreichen die Präsenz, die Front wirkt seriös und stattlich wie ein deutscher Bankier. Großzügige Motorhaube, breite Kühlermaske, LED-Matrix-Scheinwerfer serienmäßig – adaptive Lichttechnik, die Kurven ausleuchtet, inklusive.
Sein nächtlicher Auftritt ist besonders: Lichtsignatur mit durchgehenden Rückleuchten, Animationen und leuchtenden Emblemen, fast wie eine Neonreklame in der Großstadt. Die Ausstattungen Elegance oder R-Line setzen zusätzliche Akzente – wahlweise in Chrom oder Hochglanzschwarz, je nach Geschmack und Selbstbewusstsein.
Die Seitenansicht bleibt klassisch und gerade – bewusst zurückhaltend. Statt freier Hand koreanischer Designer herrschen hier Lineal und Präzision: lange Dachlinie, markante D-Säule, typisches, dreieckiges Fenster am Heck. Kunststoffbeplankte Radläufe sorgen für einen Hauch SUV-Optik, doch seine Offroad-Abenteuer beschränken sich meist aufs Pfadfindercamp, nicht aufs Bärentracking. Bis zu 20 Zoll große Räder betonen den urbanen Charakter. Die R-Line-Variante bringt sportliche Schürzen und schwarze Akzente.
So wirkt der Tayron wie ein deutscher Anwalt: respektabel, zurückhaltend, teuer, aber nie protzig. Er mag weniger aufregend erscheinen als seine französischen oder koreanischen Konkurrenten, doch mit Disziplin und Understatement überzeugt er langfristig. Ein Auto für alle, die Wert auf Präzision legen.
Im Innenraum kehrt Volkswagen zu seinen Wurzeln zurück: Alles funktioniert und fühlt sich hochwertig an. Echtholz- oder samtiges ArtVelours Eco-Velours widerstehen selbst klebrigsten Kindersnacks. Sichtbares Hartplastik sucht man vergeblich.
Im Zentrum steht ein wahlweise 12,9- oder 15-Zoll-Touchscreen – endlich mit benutzerfreundlicher Software und logischer Menüführung. Die Bedienung gelingt intuitiv, die Lautstärkeregelung ist wieder per Drehregler möglich, und beleuchtete Slider erleichtern die Nutzung bei Nacht. Volkswagen hat offenbar verstanden, dass Menschen auch nach Sonnenuntergang fahren.
Vor dem Fahrer befindet sich ein 10,25 Zoll großes, individuell konfigurierbares Digitalcockpit. Die Mittelkonsole bietet zweistufige Ablagen, ideal zum Verstecken des Smartphones. Kabelloses Apple CarPlay und Android Auto, Ambientebeleuchtung in zehn Farben sowie Dreizonen-Klimaautomatik sind Standard. Höhere Ausstattungslinien bringen noch mehr Lichtspiele und Massagesitze mit Belüftung – ideal für heiße Sommertage im Stau.
Raum ist die große Stärke des Tayron. Nicht nur ausreichend, sondern optimal. Die zweite Reihe lässt sich verschieben und neigen, sodass auch große Menschen bequem sitzen. Kinder profitieren von Haltern für Geräte, USB-Anschlüssen und einer Armlehne für Tablets. Die dritte Reihe bietet Economy-Class-Komfort – ausreichend für kurze Strecken oder Kinder, ohne akrobatische Verrenkungen beim Einstieg. Im Siebensitzer-Segment ist das ein Pluspunkt.
Das Kofferraumvolumen erreicht bis zu 885 Liter, realistisch etwa 805 Liter – immer noch großzügig. Plug-in-Hybride verlieren etwas Platz, bleiben aber sehr geräumig. Mit umgeklappten Sitzen entsteht eine fast zwei Meter lange Ladefläche – ideal für Fahrräder, Kommoden oder Geschenke.
Auch bei den kleinen Details überzeugt der Tayron: Sonnenrollos, eine elektrisch öffnende Heckklappe per Fußbewegung und samtartig ausgekleidete Ablagen sorgen für Wohlfühlatmosphäre.
Die Motorenpalette liest sich wie eine Speisekarte: Für jeden Geschmack ist etwas dabei. Volkswagen spart hier nicht. Umweltbewusster Hybrid? Vorhanden. Autobahn-taugliche Leistung? Selbstverständlich. Diesel für Zugkraftfans? Kein Problem.
Basis ist der 1.5 eTSI mit 150 PS und Mildhybrid-Technik (48 Volt). Für den Alltag ausreichend, wenn auch unspektakulär. Der Sprint von 0 auf 100 km/h dauert 9,4 Sekunden – mehr als bei manchem Internettrend. Wer öfter mit voller Besetzung fährt oder Anhänger zieht, sollte mehr Leistung wählen.
Die 2.0 TSI-Motoren mit 204 oder 265 PS kommen serienmäßig mit Allrad und DSG-Getriebe. Das stärkere Modell nutzt ein 6-Gang-DSG, da das 7-Gang-Getriebe das Drehmoment nicht verkraftet. Mit 265 PS gelingt der Sprint auf 100 km/h in etwa sechs Sekunden – schneller als viele Kompaktsportler. Im Alltag selten nötig, aber beruhigend zu wissen.
Für Freunde des klassischen Drehmoments gibt es die 2.0 TDI Diesel mit 150 oder 193 PS und 360 bzw. 400 Nm. Sie ziehen bis zu 2,5 Tonnen – Pferdeanhänger, Boot oder den großen IKEA-Einkauf – und begnügen sich mit 5,6 Liter Diesel auf 100 km.
Technisches Highlight ist der Plug-in-Hybrid. Volkswagen kombiniert hier 204 oder 272 PS aus einem 1.5 TSI und Elektromotor, 6-Gang-DSG und bis zu 127 km rein elektrische Reichweite. Mit Ladedisziplin fährt man im Alltag fast ausschließlich elektrisch.
Das stärkere Hybridmodell beschleunigt in 7,3 Sekunden auf 100 km/h – leise und souverän. Wer klug lädt, erreicht einen Verbrauch von 2,8 Litern pro 100 km – ein Spitzenwert für diese Fahrzeuggröße. Der CO₂-Ausstoß: nur 9 bis 10 Gramm je Kilometer. Umweltfreundlich ist fast untertrieben. Allerdings fasst der Benzintank nur 45 Liter. Wer das Laden vergisst, sieht öfter die Zapfsäule.
Das Laden selbst ist flott: 50 kW DC bringen die Batterie in 30 Minuten von 10 auf 80 Prozent – Zeit für einen Snack und kurze Pause.
Wer sich ein SUV wünscht, das über Schlaglöcher gleitet und für Ruhe an Bord sorgt, findet im Tayron das ideale Familienauto. Kein Adrenalinkick, sondern Entspannung auf Rädern. Vom erhöhten Fahrersitz mit guter Übersicht lenkt man gelassen durch den Verkehr, fast wie ein General im Kommandostand. Die Ruhe ist dank Akustikverglasung und Dämmung beeindruckend, selbst lebhafte Kinder werden leiser.
Das Fahrwerk ist komfortabel und weich, nimmt Unebenheiten auch auf 20-Zoll-Rädern gelassen hin. Die Karosserie neigt sich sanft – das gehört zum Charakter. Wer sportliche Fahreigenschaften sucht, sollte lieber ein Kart fahren.
Mit DCC Pro-Fahrwerk stehen 15 Dämpfereinstellungen zur Wahl, in der Praxis bleibt man meist bei Komfort. Die Lenkung ist leichtgängig, typisch deutsch. Auch Fahranfänger manövrieren den Tayron problemlos, trotzdem bleibt eine gewisse Rückmeldung erhalten. Auf kurvigen Straßen bleibt er stets souverän, Reifen haften sicher, XDS bremst bei Bedarf das kurveninnere Rad.
Die R-Line bringt sportliches Fahrwerk und 20-Zoll-Räder, was sich auf schlechter Straße bemerkbar macht. Wer Komfort will, bleibt bei Life oder Elegance mit 18 oder 19 Zoll.
Einzige Schwäche im Plug-in-Hybrid: Das Bremspedal wirkt gelegentlich klebrig, der Übergang von Rekuperation zu normaler Bremse nicht immer perfekt.
Der Tayron kann teilautonom fahren: Spurwechsel, Abstandhalten, alles unter Kontrolle – nicht für Schlafpausen, aber ein kurzer Augenblick Entspannung ist möglich.
Sicherheit wird großgeschrieben: Fünf Euro NCAP-Sterne, 87 Prozent Schutz für Erwachsene, 85 Prozent für Kinder, 83 Prozent für Fußgänger und Radfahrer sowie 80 Prozent für Assistenzsysteme. Neun Airbags serienmäßig, darunter ein Mittelairbag, ISOFIX sogar vorn. Alle Bedienelemente, Kopfstützen und Hebel sind optimal gestaltet.
Auch die aktive Sicherheit überzeugt: Notbremsassistent, Spurhaltehilfe, Totwinkelüberwachung, Querverkehrwarner und Ausstiegswarnung – der Tayron sieht in alle Richtungen mit deutscher Präzision.
Adaptiver Tempomat mit Stop&Go bringt das Auto bis zum Stillstand und fährt selbstständig wieder an. Einparkassistent inklusive. Extras wie Nachtsichtgerät, elektronische Kindersicherungen, IQ.Light-Matrixscheinwerfer mit projizierten Fahrspuren und vorausschauende Bremswarnung sind erhältlich.
Im Notfall setzt das eCall-System automatisch einen Notruf ab, die ersten Jahre kostenlos. Einziger Kritikpunkt: Das Notbremsassistenzsystem hinten erkennt keine Fußgänger – hier hilft nur ein Blick auf die Kamera.
Hervorzuhebende Stärken des Tayron:
- Klassenbester Raum: drei Sitzreihen (außer Plug-in-Hybrid), verschiebbare zweite Reihe, großer Kofferraum, Platz für Erwachsene, Kinder und Hundebox.
- Ruhe an Bord: Akustikglas und Dämmung verwandeln den Tayron in eine rollende Bibliothek – selten in Familienautos.
- Bedienfreundliche Technik: Volkswagen verabschiedet sich von der reinen Touch-Bedienung, setzt auf echte Tasten und logische Menüs. Fahrerassistenten funktionieren, Infotainment überzeugt, alles ist verständlich.
- Vielfältige Motoren: Mildhybride, kräftige Diesel, spritzige Benziner oder ein Plug-in-Hybrid, der manche Elektroautos übertrifft.
- Fünf-Sterne-Sicherheit: Alle wichtigen Systeme ab Basisausstattung. Der Tayron setzt auf maximale Sicherheit.
Zu bedenken:
- Nüchternes Design: Solide und ruhig, aber wenig aufregend. Wer den Wow-Effekt sucht, wird hier nicht fündig.
- Kein sportliches Fahrverhalten: Leichtgängige Lenkung, weiches Fahrwerk, sicheres Untersteuern – keine Fahrmaschine für Kurvenfans.
- Preis auf Premium-Niveau: Der Tayron kostet mehr als Kodiaq oder Sorento. Das Angebot ist umfangreich, doch der VW-Aufschlag bleibt.
- Keine dritte Sitzreihe im Plug-in-Hybrid: Wer sieben Sitze und Elektro will, muss zu anderen Modellen wie dem Kia Sorento greifen.
- PHEV-Bremsgefühl und kleiner Tank: Die Bremsen harmonieren nicht immer perfekt, und wer das Laden vergisst, muss öfter tanken.
Der Tayron ist wie ein gut organisierter deutscher Ingenieur: Nie laut, nie zu spät, vergisst nichts, prahlt nicht, gibt sich nicht sportlich oder digital-futuristisch. Er funktioniert einfach – leise und komfortabel, wie es sich für ein Familienauto gehört.
Wer ein Auto für Kinder, Hund und Kinderwagen sucht, ist mit dem Tayron bestens bedient. Wer Musik ohne störenden Motor genießen will: Tayron. Wer einfach nur zum nächsten Tankstopp navigiert werden möchte, ohne Psychotherapie durch die Sprachsteuerung: Das IDA-System hört zu und antwortet, ohne zu analysieren.
Teurer als manche Konkurrenten? Ja. Sportlicher als ein Fahrrad? Nein. Aber das ist auch nicht der Anspruch. Der Tayron ist das Auto, das man nicht hinterfragt – weil es einfach alles im Griff hat. Präzise, verlässlich, typisch deutsch.