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A person phoning at the wheel

Wie ein Tropf: Autofahrer können das Handy auch am Steuer nicht aus der Hand legen

Author: auto.pub | Published on: 17.07.2025

Autofahrer, wir müssen reden. Nicht über zu schnelles Fahren. Nicht über Sirenen. Sondern über dieses kleine Wunderwerk aus Glas und Technik, das zum ständigen Begleiter und leider auch zur größten Gefahr im Auto geworden ist: das Smartphone.

Im Mai dieses Jahres gab die estnische Verkehrsbehörde eine Studie zum Verkehrsverhalten in Auftrag. Die Ergebnisse gehören eigentlich auf jedes Warnschild des Landes: Zwei Drittel aller Autofahrer nutzen ihr Handy während der Fahrt. Und das meint nicht das gelegentliche Anrufen der Mutter. Vierzehn Prozent geben offen zu, dies regelmäßig zu tun – während das Fahrzeug rollt und natürlich mit den eigenen Händen.

Im Vorjahr lag dieser Wert noch bei 60 Prozent, mittlerweile sind es 65. Ein Anstieg um fünf Prozentpunkte, der auf den ersten Blick gering erscheinen mag, tatsächlich aber für Hunderte Beinahe-Unfälle und etliche tatsächliche Kollisionen steht.

Was sagt uns das? Kampagnen, Bußgelder und Warnvideos auf YouTube reichen offenbar nicht aus. Solange das Handy nicht selbst lenkt und bremst, schaffen es viele Fahrer einfach nicht, beide Hände am Lenkrad zu lassen. Eine Hand ist schließlich mit dem Scrollen auf Instagram beschäftigt.

Am häufigsten tippen und wischen Autofahrer zwischen 25 und 49 Jahren, besonders ausgeprägt ist das Verhalten bei den 35- bis 49-Jährigen. Die Daten zeigen außerdem: Wer am Steuer zum Handy greift, verdient meist überdurchschnittlich, ist oft Elternteil und – wenig überraschend – häufiger männlich als weiblich.

Im Vergleich zum Vorjahr ist auch der Anteil derjenigen gestiegen, die durch Ablenkung in gefährliche Verkehrssituationen geraten sind: um vier Prozent. Insgesamt berichten 26 Prozent von riskanten Momenten durch andere Aktivitäten am Steuer, sieben Prozent führen dies direkt auf die Handynutzung zurück.

Es gibt aber auch positive Nachrichten. Die Anschnallquote bleibt hoch: 97 Prozent der Fahrer, 98 Prozent der Beifahrer und 87 Prozent der Fondpassagiere legen regelmäßig den Gurt an. Bei Eltern sichern 96 Prozent ihre Kinder unter 15 Jahren mit Gurt oder altersgerechtem Kindersitz.

Auch der Reifensicherheit wird mehr Beachtung geschenkt. Zweiundsechzig Prozent der Befragten achten auf das Reifenalter und überschreiten die Fünfjahresgrenze nicht. Im Winter nutzten 60 Prozent Spikereifen und 37 Prozent Ganzjahresreifen – Werte, die sich in den letzten Jahren kaum verändert haben.

Ziel der Studie war es, Einstellungen und Verhaltensweisen im Straßenverkehr zu erfassen und mit den Vorjahren zu vergleichen. Die Daten wurden mittels Online-Befragungen und Telefoninterviews erhoben. Insgesamt nahmen 1.724 estnische Erwachsene teil.