
NASA wechselt Kurs, um vor der ISS-Ausmusterung eine neue Station in den Orbit zu bringen
Die Zeit läuft davon. In fünf Jahren wird eine modifizierte SpaceX Dragon jenes Manöver einleiten, das die Internationale Raumstation in einen kontrollierten Sturz auf den Meeresboden des Pazifiks schickt. Doch ein Ersatz ist nicht bereit, und die USA riskieren nach der Ausmusterung der ISS ohne eigenen Außenposten im Orbit dazuzustehen, während an Chinas Tiangong auf Hochtouren gearbeitet wird.
Die NASA hat bereits 500 Millionen Dollar in Stationsentwürfe von Northrop Grumman, Blue Origin, Axiom Space und Voyager Space gesteckt, doch die Chancen, dass eine davon vor 2030 fertig wird, sind gering. Vor diesem Hintergrund hat der kommissarische Administrator Sean Duffy eine Weisung unterzeichnet, die die gesamte Strategie auf den Kopf stellt.
Nach dem bisherigen Plan sollten Anfang 2026 ein oder zwei Gewinner für Großaufträge zur Konstruktion und Zertifizierung vollwertiger Stationen ausgewählt werden. Das Problem ist die Finanzierung. Die NASA veranschlagt eine Lücke von bis zu 4 Milliarden Dollar. Der Staatshaushalt sieht für 2026 lediglich 272,3 Millionen Dollar und für die nächsten fünf Jahre 2,1 Milliarden Dollar vor, ein Bruchteil des Bedarfs.
Nun stellt die Behörde auf kleinere Schritte um. Ein Wettbewerb soll mindestens zwei, idealerweise drei Entwickler auswählen. Die Zertifizierung erfolgt erst nach einem Testflug mit Besatzung, und mindestens ein Viertel der Mittel wird erst ausgezahlt, wenn die Station nachgewiesen hat, dass sie vier Personen einen Monat lang beherbergen kann. Langzeitbewohnbarkeit ist nicht mehr vorgeschrieben.
Das begünstigt Teams, die schnell ein einfaches, aber funktionales Modul in den Orbit bringen können. Ein Favorit ist Vast, das mit SpaceX an der Station Haven-1 arbeitet, ausgelegt für vier Astronauten bei zweiwöchigen Missionen und stark auf die Systeme der Dragon-Kapsel angewiesen.
Axiom, Blue Origin und Voyager müssen derweil ihre größeren Vorhaben an die neuen Vorgaben anpassen. Der frühere NASA-Programmchef Phil McAlister bringt es auf den Punkt: Das alte Modell hätte nie funktioniert, die neue Herangehensweise gibt allen eine Chance, bis 2030 ins Ziel zu kommen.
Klar ist: Amerikas Zukunft im Orbit wird weniger von staatlich finanzierten Megaprojekten abhängen als von der Agilität privater Anbieter, und den Ausschlag wird geben, wer am schnellsten den Schritt vom Papier zur Startrampe schafft.