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Australien fängt die Sonne ein – günstiger als je zuvor

Author: auto.pub | Published on: 22.05.2025

Stellen Sie sich Folgendes vor: Der unscheinbare Rückspiegel in Ihrem Auto – jenes Hilfsmittel, mit dem Sie überprüfen, ob die Polizei Sie noch verfolgt – könnte künftig der Schlüssel zur Rettung unseres Planeten sein. Genau darauf setzen Wissenschaftler in Australien: Kunststoffspiegel, die Sonnenlicht einfangen und in industrielle Prozesswärme umwandeln. Und wo testen sie das Ganze? Natürlich in einem Weingut.

An der University of South Australia – ein Name, für dessen Aussprache man fast vier Espressi braucht – haben Forscher eine verblüffend einfache Lösung vorgestellt, die das Potenzial besitzt, die Solarenergie grundlegend zu verändern. Anstelle zerbrechlicher und teurer Glasspiegel setzen sie auf Kunststoff: leicht, kostengünstig und robust genug, um echten Wetterbedingungen zu trotzen – ganz im Gegensatz zu so manchem fragilen Technikwunder aus den Start-up-Schmieden.

Ursprünglich für den Einsatz im Automobilbereich konzipiert, wurden diese Spiegel mit einer speziellen Aluminiumsilikat-Beschichtung versehen, sodass sie mit ihren gläsernen Pendants durchaus mithalten können. Sie sind um 50 % leichter, deutlich günstiger und so einfach zu montieren, dass selbst Techniklaien keine Anleitung googeln müssten, um einen Schraubenschlüssel richtig zu halten.

Das Pilotprojekt umfasst zwei Anlagen mit jeweils 16 Spiegeln, die Temperaturen von 100 bis 400 Grad Celsius erzeugen können. Damit eignen sie sich bestens zum Trocknen von Lebensmitteln, für Textilprozesse, zur Anregung chemischer Reaktionen – oder, wie im aktuellen Fall, um dem Wein einen Hauch von „geröstetem Weingut“ zu verleihen.

Doch dies ist weit mehr als nur eine charmante grüne Idee. Industrielle Prozesswärme macht weltweit rund ein Viertel des gesamten Energieverbrauchs und etwa 20 % aller CO₂-Emissionen aus. Wenn also Kunststoffspiegel dieselbe Leistung sauberer und zu deutlich geringeren Kosten liefern können, stellt sich die eigentliche Frage: Warum sind sie dann nicht längst auf jedem Fabrikdach der Welt zu finden?