
Amazon Kuiper überholt Starlink: Satelliteninternet durchbricht Gigabit-Grenze
Bislang hatte kein kommerzielles Satellitennetzwerk in Praxistests Gigabit-Geschwindigkeiten erreicht. Amazon hat das nun geändert. Mit einem speziellen Unternehmenskunden-Terminal erzielte Kuiper eine Downloadrate von 1.289 Mbit/s – erstmals überschritt damit ein Satellitendienst im niedrigen Erdorbit diese Schwelle mit einer Phased-Array-Antenne.
Projektleiter Rajeev Badyal spricht von einem Durchbruch: Es ist das erste kommerziell ausgerichtete System, das die Gigabit-Grenze überwindet. Die im Test verwendete Hardware ist zwar noch nicht frei erhältlich, doch laut Amazon liefern die bereits verfügbaren Endgeräte für Privatkunden bis zu 400 Mbit/s. Damit tritt Kuiper in direkte Konkurrenz zu Starlinks aktuellen Angeboten.
Derzeit kreisen über hundert Kuiper-Satelliten um die Erde, weitere Starts sind in den kommenden Monaten geplant. Badyal zufolge liegt der Fokus nun darauf, das Netz so auszubauen, dass es wachsende Datenmengen im Up- und Downstream bewältigen kann, sobald mehr Satelliten in Betrieb gehen.
Aktuell profitiert Kuiper noch vom Vorteil eines leeren Netzes. Da bislang keine zahlenden Kunden das System nutzen, steht die gesamte Bandbreite uneingeschränkt zur Verfügung. Doch wie Professor Jianping Pan von der University of British Columbia betont, ändert sich das Bild im realen Betrieb grundlegend. Wenn Millionen Verbindungen gleichzeitig auf das Netz zugreifen, sinken die Spitzengeschwindigkeiten zwangsläufig.
Auch Starlink ruht sich nicht aus. SpaceX hat bereits eine neue Business-Antenne für 1.999 US-Dollar vorgestellt, die mehr als 400 Mbit/s schafft. Die für das kommende Jahr geplanten V3-Satelliten sollen selbst Gigabit-Geschwindigkeiten ermöglichen.
Kuiper ist für Endkunden noch nicht verfügbar, hat sich aber in den USA bereits staatliche Unterstützung gesichert, um ländliche und unterversorgte Regionen mit Breitband zu versorgen. Demonstrationen in Wyoming zeigten stabile Übertragungsraten von mindestens 150 Mbit/s – ein wichtiger Fortschritt für Gebiete, die bislang digital abgehängt waren.
Derzeit hält Amazon beim reinen Tempo die Führung und markiert damit einen Wechsel an der Spitze der Satellitenkonnektivität. Entscheidend wird jedoch sein, ob diese Rekordwerte auch unter realer Auslastung Bestand haben. Bis dahin gebührt Kuiper das Recht zum Prahlen.