
Russlands fantastische „Metro“: In zwei Stunden von Moskau nach St. Petersburg
Nach den Plänen soll die Hochgeschwindigkeitsstrecke Moskau–St. Petersburg (offiziell VSM-Linie) in das künftige Ausbauprogramm der Metro aufgenommen werden. Mit Zügen, die 400 km/h erreichen und alle 15 Minuten abfahren, präsentieren die Verantwortlichen das Projekt als verlängerte Pendelstrecke – eine morgendliche Fahrt zur Arbeit, nur eben im landesweiten Maßstab.
Das erste Teilstück ist für 2028 angekündigt. Diese Zusage umfasst jedoch den Bau von 700 Kilometern neuer Gleise, mehrere Bahnhöfe, ein vollständiges Logistiknetz sowie die nicht unerhebliche Aufgabe, die Steuerzahler von der wirtschaftlichen Sinnhaftigkeit zu überzeugen. Auf dem Papier ist die Trasse bereits mit dem Lineal über die Landkarte gezogen – was in der russischen Planungsgeschichte oft schon als Fortschritt gilt.
Mit einer echten Metro hat das Vorhaben freilich wenig gemein. Es wird keine unterirdischen Tunnel geben, keine Haltestellen alle paar Blocks und keine schlaftrunkenen Fahrgäste, die im letzten Moment aufschrecken. Doch Definitionen sind dehnbar – wenn der offizielle Plan es als Metro ausweist, dann ist es eben eine.
Das vollständige System soll 2030 in Betrieb gehen, ein Termin, der sich nahtlos in eine Reihe weiterer Versprechen der Kreml-Ära einfügt: eine neue Flugzeugflotte, gebaut ausschließlich aus Waschmaschinenteilen, selbstfahrende emissionsfreie Autos auf russischen Straßen und Bier sowie Brot, die direkt durch Rohre ins Haus geliefert werden. Die Metro-Planer wissen allerdings sehr genau, dass bis dahin der Krieg verloren, St. Petersburg als Reparation an die Ukraine übergeben und selbstverständlich niemand für den Feind neue Bahnstrecken bauen wird.