Doppelschlag bei Tesla: Cybertruck- und Model-Y-Chefs gehen
Tesla, einst stolz auf sein visionäres Image und eine angeblich unerschütterliche Führungsriege, verliert an nur einem Tag zwei Schlüsselfiguren. Am 10. November gaben zwei Männer, die direkt mit den wichtigsten Modellen des Unternehmens – dem Cybertruck und dem Model Y – verbunden sind, ihren Abschied bekannt.
Wie Reuters berichtet, hat Siddhant Awasthi, Leiter der Cybertruck-Entwicklung und einer der dienstältesten Ingenieure bei Tesla, das Unternehmen nach fast einem Jahrzehnt verlassen. Er begann als Praktikant und übernahm später die Verantwortung für das wohl umstrittenste Projekt der Marke: den elektrischen Pickup. Nur wenige Monate vor seinem Abgang wurde er noch zum Leiter des Model-3-Programms befördert. Am selben Tag folgte der nächste Rückschlag: Auch Emmanuel Lamacchia, verantwortlich für die Produktentwicklung und Produktion des Model Y, reichte seinen Rücktritt ein.
Beide Männer waren rund acht Jahre bei Tesla tätig. Unter Awasthis Führung erreichte der Cybertruck zwar endlich die Serienproduktion, doch die Verkaufszahlen blieben hinter den Erwartungen zurück. Lamacchia wiederum wurde dafür gelobt, dass er es schaffte, Fabriken auf drei Kontinenten innerhalb von nur zwei Wochen für den Produktionsstart des Model Y umzurüsten – bis heute Teslas kommerziell erfolgreichstes Modell.
Tesla wollte sich zu den Abgängen nicht äußern. Ob es sich um persönliche Entscheidungen oder Teil einer größeren Umstrukturierung handelt, bleibt offen. Die Financial Times merkt an, dass die Abgänge zu einem Zeitpunkt erfolgen, an dem Elon Musk seinen Fokus verstärkt auf künstliche Intelligenz und Robotaxi-Projekte legt, während die klassische Autoproduktion offenbar in den Hintergrund rückt.
Die New York Post berichtet zudem von wachsender Unruhe im Cybertruck-Team, ausgelöst durch Produktionsprobleme und Kundenrückmeldungen, die das Projekt als technisch anspruchsvoller entlarvten als zunächst angenommen.
Es ist nicht das erste Mal, dass Führungskräfte bei Tesla das Handtuch werfen. Bereits vor einem Jahr verließ Dany Ho, der sämtliche Fahrzeugprogramme inklusive Model 3 verantwortete, das Unternehmen – kurz darauf folgte sein Stellvertreter David Zhang. Diese Fluktuation zeichnet das Bild einer Unternehmenskultur, die sich ständig im Wandel befindet – und das nicht immer in vorhersehbare Richtungen.
Der personelle Umbruch kommt nur wenige Wochen nach der Tesla-Hauptversammlung, bei der 75 Prozent der Aktionäre Elon Musks rekordverdächtiges Vergütungspaket in Billionenhöhe absegneten. Um es zu verdienen, muss Musk Teslas Börsenwert von derzeit 1,4 Billionen auf 8,5 Billionen Dollar in zehn Jahren steigern – ein Ziel, das jeden Beitrag von Ingenieuren und Führungskräften entscheidend macht.
Der gleichzeitige Verlust zweier Schlüsselfiguren ist mehr als ein Personalproblem. Er signalisiert einen tieferen Wandel bei Tesla. Während das Unternehmen in Richtung Robotik und KI-gesteuerte Fertigung steuert, könnten die klassischen Rollen von Produkt- und Entwicklungsleitern an Bedeutung verlieren. Drama gehörte bei Tesla schon immer zum Alltag, doch diesmal tobt der Sturm direkt im Herzen der Ingenieursabteilung.