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BYD Racco

BYD Racco: Chinas Angriff auf Japans Kei-Car-Bastion

Autor auto.pub | Veröffentlicht am: 30.10.2025

Auf der Japan Mobility Show überraschte der chinesische Hersteller BYD mit einer echten Premiere: dem BYD Racco, einem elektrischen Microcar im Kei-Format, das speziell für Japan entwickelt wurde. Der Marktstart ist für nächsten Sommer geplant. Damit wagt BYD als erster chinesischer Hersteller einen ernsthaften Vorstoß in das traditionsreichste und am strengsten abgeschirmte Segment des japanischen Automarkts.

Der Racco erfüllt das Kei-Car-Format bis ins Detail: 3395 Millimeter lang, 1475 Millimeter breit und 1800 Millimeter hoch. Zum Radstand schweigt BYD zwar noch, verspricht aber, das Maximum der Zulassungsregeln auszureizen – was für ein Raumangebot sorgen soll, das in dieser Klasse Seltenheitswert hat. Die Überhänge sind praktisch nicht vorhanden, der Innenraum dürfte also erstaunlich großzügig ausfallen.

Optisch gibt sich der Racco ungewohnt verspielt: doppelte A-Säulen mit Glaseinsätzen, ein schwebendes Dach, schmale LED-Lichtbänder und große, seitlich aufschiebbare Fondtüren. BYD plant mehrere Varianten, darunter ein sportliches RS-Modell mit Bodykit sowie eine Outdoor-Version mit Dachreling und außen angebrachtem Ersatzrad.

Kompakte Batterie, Reichweite für die Stadt

Technisch bleibt der Racco ein reines Stadtauto. Ein vorn montierter Elektromotor wird von einer 20-kWh-Batterie versorgt, die laut BYD für rund 180 Kilometer Reichweite nach WLTP reicht. Das ist bodenständig und zielt klar auf Japans urbane Kundschaft, deren tägliche Fahrten selten über 20 Kilometer hinausgehen.

Vier Sitzplätze sind an Bord, das Interieur hat BYD noch nicht gezeigt. Fest steht aber: Zwei große Displays dominieren das Cockpit – eines für die Instrumente, eines für Infotainment.

Preis und Positionierung

In Japan soll der Racco bei etwa 2,5 Millionen Yen (rund 15.300 Euro) starten und tritt damit direkt gegen etablierte Größen wie Daihatsu Move, Honda N-Box und Suzuki Spacia an. Hält der Zeitplan, wird der Racco BYDs fünftes Modell in Japan und das erste, das konsequent als kleines City-EV konzipiert ist.

Das große Bild: China greift Japans Heimspiel an

BYDs Vorstoß markiert einen Strategiewechsel. Chinesische Hersteller geben sich längst nicht mehr mit der Rolle günstiger EV-Alternativen für Europa oder Südostasien zufrieden. Japan ist einer der letzten Märkte, in denen heimische Marken noch dominieren. Doch die Elektrifizierung des Kei-Segments könnte neue Türen öffnen.

Gelingt es BYD, die von japanischen Käufern erwartete Zuverlässigkeit und Alltagstauglichkeit zu liefern, könnte der Racco zum kleinen, aber symbolträchtigen Trojanischen Pferd werden – ein Beweis dafür, dass Chinas Elektroautoindustrie selbst in Japans Miniaturwelt an Türen klopft, die bislang fest verschlossen waren.