Schneller laden: So holen Sie mehr aus dem E-Auto
Früher stritt man über verbleites oder unverbleites Benzin, heute geht es um Ladeleistungen. Kevin Giek, Leiter der Taycan-Baureihe bei Porsche, erklärt: Das Laden eines Elektroautos ist genauso logisch wie das Tanken – man muss nur wissen, wie es richtig geht.
Regel Nummer eins: Starten bei zehn Prozent
Gieks goldene Regel ist simpel: Am schnellsten laden Batterien, wenn sie etwa zehn Prozent Restkapazität haben. „Weniger geht auch, aber zehn ist ideal“, sagt er. Ein Porsche Taycan an einer 800-Volt-Schnellladesäule nimmt dann bis zu 320 kW auf. Unter diesen Bedingungen dauert das Laden von zehn auf achtzig Prozent rund 18 Minuten – selbst wenn nicht alles optimal läuft.
Mit der neuen Performance Plus-Batterie hält der Taycan über fünf Minuten mehr als 300 kW Ladeleistung, und selbst Kälte bremst ihn kaum. Zum Vergleich: Die erste Taycan-Generation brauchte bei 15 Grad Celsius noch etwa 37 Minuten für denselben Ladevorgang.
Regel Nummer zwei: Nicht über 80 Prozent hinaus
„Für lange Fahrten lade ich zu Hause an der Wallbox voll“, sagt Giek. „Unterwegs höre ich meist bei etwa 60 Prozent auf – darüber wird das Laden einfach zu langsam.“ Wer die Ladekurve seines Autos kennt, ist klar im Vorteil. Beim aktuellen Taycan bleibt die Ladeleistung bis etwa 70 Prozent über 300 kW und fällt erst nach 75 Prozent unter 200 kW. Nach 80 Prozent bricht die Geschwindigkeit drastisch ein. „Zeitverschwendung“, urteilt Giek trocken. Sein Tipp: Zwei kurze Stopps sind besser als ein langer.
Die Hersteller arbeiten bereits an Software, die diese Logik automatisiert. Der Porsche Charging Planner berechnet optimale Stopps und Ladezeiten, damit die gesamte Reise möglichst wenig Zeit kostet.
Regel Nummer drei: Die richtige Ladesäule wählen
Kaum jemand weiß, dass viele Ladesäulen ihre Leistung auf zwei Anschlüsse verteilen. Steckt schon ein anderes Auto, bekommt man oft nur die Hälfte – etwa 75 statt 150 kW. Ausnahmen sind Ionity und die Porsche Charging Lounge, wo jeder Anschluss unabhängig die volle Leistung liefert.
„Das wissen viele nicht“, sagt Giek. „Aber oft erklärt das, warum das Laden langsamer läuft als erwartet.“ Sein Rat: Immer eine freie Säule wählen, besonders außerhalb der Stoßzeiten.
Laden als Disziplin
Diese Tipps zeigen: Elektromobilität ist keine Einschränkung, sondern eine neue Disziplin. Wer Technik und Timing beherrscht, macht das Laden zum Teil des Fahrspaßes – und nicht zum Preis des elektrischen Fahrens.