Opel Mokka GSE: Kleiner SUV mit großem Selbstbewusstsein
Wer immer noch glaubt, dass alle elektrischen Crossover gleich aussehen und fahren, wird von Opels neuestem Experiment eines Besseren belehrt. Der Mokka, ohnehin ein Verkaufsschlager dank klarer Linien und markanter Haltung, tritt jetzt als GSE an. Das Kürzel steht für 207 kW (281 PS), 200 km/h Spitze und Opels stolze Behauptung, das schnellste vollelektrische Serienmodell der Marke zu präsentieren. Beeindruckend klingt das allemal, doch die eigentliche Geschichte dreht sich weniger um Zahlen als um den Beweis, dass Rüsselsheim auch ohne Benzin im Tank noch Puls zeigen kann.
Der Mokka GSE sprintet in 5,9 Sekunden von 0 auf 100 km/h. Das klingt nicht nach Adrenalinschub, doch ein Torsen-Mehrscheiben-Differenzial und neue hydraulische Dämpfer bringen tatsächlich einen Hauch Rallye-Feeling ins Spiel. Das Handling wirkt spürbar straffer als beim Standard-Mokka, auch wenn die Physik am Ende das letzte Wort behält. Wie jeder 1,7-Tonnen-Elektro-Crossover stößt auch der GSE in engen Kurven an die Grenzen der Massenträgheit.
Optisch will der GSE auffallen. Gelbe Vierkolben-Bremssättel, Sportsitze und Alupedale schreien förmlich: „Wir sind mehr als nur ein weiterer City-Crossover.“ In Wahrheit bleibt er es trotzdem – nur eben in auffälligerer Verpackung.
Drei Motoren, drei Philosophien
Opel rechnet offenbar mit einer gemischten Kundschaft. Für Skeptiker des Steckers gibt es einen 1,2-Liter-Benziner. Die Halb-Überzeugten greifen zum 48-Volt-Hybrid. Und der vollelektrische Mokka Electric nutzt eine 54-kWh-Batterie für bis zu 403 Kilometer Reichweite – ein solider Wert, aber nichts, was Tesla-Ingenieure um den Schlaf bringt.
Der GSE setzt auf Tempo und Charakter statt Substanz. Er bietet nichts, was Peugeot e-2008 oder Kia Niro EV nicht schon hätten. Was er bietet, ist Opels Versuch, Sportlichkeit mit der stillen Tugend der Elektrifizierung zu verbinden – ein Balanceakt, an dem viele Marken scheitern.
Design mit moralischem Anspruch
Der Mokka verzichtet auf Chrom und setzt im Innenraum auf Recyclingmaterialien. Ein veganfreundliches Lenkrad, aerodynamische Felgen und die üblichen Nachhaltigkeits-Pressemitteilungen erfüllen alle Erwartungen. Das Ergebnis ist nicht spektakulär, aber geschmackvoll und sauber umgesetzt.
Bildschirme, Assistenten und andere moderne Rituale
Mit „Hey Opel“ erwacht der neue, von ChatGPT unterstützte Sprachassistent zum Leben und beantwortet Fragen, die man sonst googeln würde. Praktisch, aber kein Gamechanger. Die beiden 10-Zoll-Displays wirken scharf, das Infotainment verhält sich jedoch wie ein deutscher Ingenieur in der Kaffeepause: langsam, aber präzise.
Analyse: Opel muss sich nichts mehr beweisen – tut es aber trotzdem
Der Mokka GSE wird das Elektroauto nicht neu erfinden, aber er zeigt, dass Opel nicht länger auf Nummer sicher gehen will. Es ist eher ein Statement – ein selbstbewusstes „Seht her, wir können das auch.“ Und ja, sie können es. Die Frage ist nur, ob es außerhalb der Pressestelle jemand bemerkt.
Der Mokka GSE ist schnell, solide gebaut und laut genug, um aufzufallen – zumindest im übertragenen Sinne. Ein Vorreiter ist er nicht. Nicht solange Opel noch zwischen grün und kernig schwankt. Das Ergebnis erinnert an einen starken Espresso: klein, kräftig und ein bisschen zu selbstbewusst.