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INFINITI QX80 R-Spec

Nissan schließt Werk in Mexiko: Infiniti und Mercedes betroffen

Autor auto.pub | Veröffentlicht am: 04.11.2025

Die Automobilbranche kennt keine Sentimentalität. Wenn die Zahlen in Excel nicht mehr stimmen, bleibt selbst das vielversprechendste Werk nicht verschont. Genau das ist jetzt bei Nissan passiert: Der Hersteller hat die Produktion im Gemeinschaftswerk in Aguascalientes, Mexiko, eingestellt, wo bisher der Infiniti QX50, der QX55 und der Mercedes-Benz GLB gebaut wurden.

Das Werk wurde 2015 als Joint Venture zwischen Nissan Motor Co. und Daimler, dem damaligen Mutterkonzern von Mercedes-Benz, gegründet. 2017 startete die Produktion, begleitet von großen Worten über Freundschaft und Premium-Ambitionen. Acht Jahre später ist Schluss – leise und fast entschuldigend. Die Fertigung der Infiniti-SUVs endet noch dieses Jahr, der Mercedes-Benz GLB läuft nur noch bis Mai 2026 vom Band.

Einige Montagelinien werden bereits ab November stillgelegt. Der genaue Zeitplan hängt von den verbleibenden Aufträgen und Teilebeständen ab, das Ergebnis steht jedoch fest.

Die Infiniti-Crossover waren vor allem für den US-Markt gedacht, wo die Verkaufszahlen zuletzt dramatisch eingebrochen sind. 2019 galt der QX50 noch als große Hoffnung der Marke. Heute orientieren sich Luxus-Kunden um, angelockt von neuen Elektro- und Hybridmodellen.

Auch Mercedes-Benz sieht keinen Grund, die Produktion in Mexiko über die aktuelle Nachfrage hinaus fortzusetzen. Nach dem Ende des GLB-Lebenszyklus will der Konzern die Fertigung in effizientere Werke verlagern.

Die Schließung ist Teil von Nissans umfassender „Re:Nissan“-Strategie, die Überkapazitäten abbauen und unrentable Projekte beenden soll. Anfang des Jahres rechnete das Unternehmen noch mit einem Verlust von rund 100 Milliarden Yen (650 Millionen Dollar bzw. etwa 605 Millionen Euro). Inzwischen wird ein Gewinn von 50 Milliarden Yen, also rund 300 Millionen Euro, erwartet. Sparmaßnahmen wirken – auch wenn sie tausende mexikanische Beschäftigte in Unsicherheit stürzen.

Die Geschichte von Aguascalientes spiegelt im Kleinen den Wandel des Luxusautomarkts wider. Käufer lassen sich längst nicht mehr nur von Motoren beeindrucken. Effizienz, Software und Nachhaltigkeit zählen heute mehr. Im Premiumsegment ist die Reichweite der Batterie inzwischen wichtiger als die Ziernähte der Ledersitze.

Als Nissan und Mercedes ihr gemeinsames Werk eröffneten, stand es für Synergie und geteilte Stärke. Heute erinnert das gleiche Projekt daran, dass selbst große Namen den Gesetzen der Ökonomie nicht entkommen. Das leise Aus von Aguascalientes klingt wie ein schwacher metallischer Nachhall aus einer Zeit, als SUVs noch König waren und Elektroautos als Spielerei galten.