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CONCEPT AMG GT XX

Mercedes-Benz denkt über Verzicht auf Hinterradbremsen nach

Autor auto.pub | Veröffentlicht am: 09.12.2025

Mercedes-Benz sorgt in der Elektromobilität für Aufsehen: Künftige Modelle könnten ohne herkömmliche Hinterradbremsen auskommen. Die Idee stammt von Yasa, dem hauseigenen Spezialisten des Konzerns, dessen neuestes Motorenmodul so starke Rekuperation verspricht, dass ein mechanisches System an der Hinterachse überflüssig wird.

Mercedes testet bereits Antriebskonzepte, bei denen fast die gesamte Bremsleistung von den Elektromotoren übernommen wird. Das Yasa-Modul gewinnt beim Verzögern derart viel Energie zurück, dass die Bremsanlage an der Hinterachse drastisch verkleinert oder sogar ganz eingespart werden kann. Auch Kardanwellen und große Teile des klassischen Antriebsstrangs werden überflüssig. Das Drehmoment gelangt direkt ans Rad, was die gesamte Konstruktion vereinfacht.

Interne Berechnungen gehen von einer Gewichtsersparnis zwischen 200 und 500 Kilogramm bei kommenden Elektroautos aus. Das macht sich nicht nur bei der Agilität bemerkbar. Ein leichteres Fahrzeug verbessert die Reichweite und senkt den Energieverbrauch – ein seltener Gewinn auf mehreren Ebenen.

Der kompakte Radnabenmotor von Yasa wiegt lediglich 12,7 Kilogramm, kann aber in kurzen Spitzen mehr als 1000 PS liefern. Im Dauerbetrieb sind es zwischen 476 und 544 PS. Diese Leistungsdichte verschafft Designern und Aerodynamikern erheblichen Spielraum, das restliche Fahrzeug neu zu denken.

Der Wechsel zu Radnabenmotoren könnte auch den Grundriss eines Elektroautos grundlegend verändern. Besseres Packaging, mehr Leistung und ein intelligenterer Umgang mit dem Bauraum deuten auf E-Autos hin, die geräumiger wirken und leichter durch die Luft gleiten.

Trotz dieser vielversprechenden Vision gibt es noch keinen klaren Zeitplan für die Serienfertigung. Der aussichtsreichste Kandidat, der elektrische Mercedes AMG GT mit Fließheck, setzt weiterhin auf einen konventionellen Antriebsstrang. Sein Debüt lässt die Frage offen im Raum stehen – wie eine Regenwolke im Herbst, die nicht weiß, ob sie sich entladen oder weiterziehen soll.

Der Druck, Strukturen zu vereinfachen und Gewicht zu sparen, wächst im gesamten Elektroautomarkt. Die Branche sucht nach einer neuen Balance. Radnabenmotoren könnten den Weg ebnen, auf dem Aerodynamik, Gewicht und Effizienz den Charakter eines Autos stärker prägen als jede klassische Architektur.

Die Vorstellung eines Elektroautos ohne Hinterradbremsen klingt noch futuristisch. Doch so beginnen echte Umbrüche: mit einer unbequemen Frage, die die Zukunft der Branche langsam in Konturen fasst.