Lada Niva Sport: Absturz eines teuren Nischenmodells
Der Zusammenbruch des Lada Niva Sport auf dem russischen Markt überrascht niemanden, der je hinterfragt hat, was das Modell eigentlich mehr bietet als der altgediente Niva Legend. Berichte über Ölverluste und rostende Bauteile waren nur der letzte Anstoß für ein Auto, das AutoVAZ längst in eine Sackgasse manövriert hatte.
Wenn in Russland jemand von einem sportlichen Niva spricht, stellt sich sofort die Frage: Sportlich im Vergleich zu was? Die Technik stammt praktisch unverändert aus den 1970ern vom Legend, doch der Preis kletterte um fast ein Drittel. Man kann das Auto als Nischenprodukt bezeichnen, doch diese Nische verlangt üblicherweise mehr als nur einen auffälligen Seitenstreifen.
Die Zahlen sprechen für sich. Statt eines Überraschungserfolgs schaffte das Modell rund 250 Fahrzeuge pro Monat – und selbst diese Zahl war wohlwollend gerechnet. Inzwischen wurde die Produktion auf 50 Exemplare monatlich reduziert, was eher nach Lagerbereinigung klingt. Händler geben offen zu, dass schon ein verkauftes Auto pro Monat als Erfolg gilt – ein Armutszeugnis für die Zukunftsfähigkeit des Modells.
Die Kundschaft durchschaut das Angebot. Warum sollte man 1,7 Millionen Rubel (etwa 17.700 Euro) für veraltete Technik ausgeben, wenn der normale Niva Legend rund eine Million Rubel (etwa 10.400 Euro) kostet, ehrlicher wirkt und nie vorgibt, etwas anderes zu sein? Zugegeben, die günstigere Version verzichtet auf eine Klimaanlage, dafür hinterlässt sie wenigstens keine sportliche Öllache unter der Haube.
AutoVAZ behauptet, alles laufe nach Plan. Das tun Autobauer immer, wenn die Verkäufe um das Fünffache einbrechen – dann sind wahlweise der Markt, das Wetter oder äußere Einflüsse schuld. Eine Nische lässt sich schließlich immer neu definieren. Im aktuellen Fall argumentiert der Hersteller, das Modell sei so speziell, dass die schwachen Verkaufszahlen von Anfang an einkalkuliert waren.
Der Niva Sport könnte bald ganz von den Bändern verschwinden, sofern AutoVAZ nicht endlich die einfachste aller Fragen beantwortet: Was rechtfertigt eigentlich einen Preis von 1,7 Millionen Rubel? Solange die Erklärung nicht über das Wort Nische hinausgeht, bleibt das Auto eine statistische Randnotiz statt eines ernstzunehmenden Produkts.