Kia PV5: Van des Jahres – Revolution oder Routine?
Kias brandneuer PV5 startet direkt mit der höchsten Auszeichnung, die ein leichter Transporter erreichen kann: International Van of the Year 2026. Das klingt nach einem echten Meilenstein, wirft aber die Frage auf, ob hier tatsächlich ein Durchbruch gelungen ist oder ob Kia einfach clever das Vakuum in einem stagnierenden Elektro-Van-Markt nutzt.
Für Kia ist dieser Moment ein echter Meilenstein. Der PV5 ist der erste Transporter der Marke, der sich weltweit präsentiert – und gleich beim Debüt den Sieg einfährt. Die IVOTY-Jury, bestehend aus Nutzfahrzeug-Experten aus 26 Ländern, sieht im PV5 einen neuen Maßstab für Innovation, Effizienz und Alltagstauglichkeit. Das klingt nach typischer Preisverleihungsrhetorik, doch das Segment wirkte zuletzt tatsächlich ziemlich farblos, vor allem bei den Elektro-Transportern, wo Konkurrenz rar und mutige Ideen noch rarer sind.
Der PV5 basiert auf Kias E-GMP.S-Elektroplattform und bietet in der Cargo L2H1-Version eine WLTP-Reichweite von rund 415 Kilometern. Das Schnellladen von zehn auf achtzig Prozent dauert weniger als eine halbe Stunde. Die Nutzlast von 790 Kilogramm trifft genau die Erwartungen kleiner und mittlerer Unternehmen. Revolutionär ist das alles nicht, aber vernünftig und praxisnah – oft wichtiger als große Zahlen auf dem Papier. Kia verweist zudem auf einen Guinness-Weltrekord: 693 Kilometer mit voller Beladung und nur einer Akkuladung. Beeindruckend, aber im Alltag selten reproduzierbar.
Die PV5-Familie wächst weiter. Neben dem aktuellen Cargo L2H1 und der Passenger-Variante folgen 2026 ein kürzerer L1H1, ein höherer L2H2 und ein Chassis Cab. Größere Modelle wie PV7 und PV9 sind bereits in Arbeit. Kias PBV-Sparte positioniert sich damit klar als flexibler Mobilitätsanbieter für Kuriere, Ride-Hailing-Dienste und kleine Unternehmen.
Unterm Strich ist der Erfolg des PV5 mehr als nur ein PR-Gag. Das Segment wandelt sich, elektrische Nutzfahrzeuge rücken endlich ins Rampenlicht und Kia liefert ein solides Produkt ab. Doch definiert der PV5 das Transporter-Segment wirklich neu, wie der Hersteller behauptet? Wohl kaum. Er schließt eine Lücke – und das mit einer unaufgeregten Professionalität, die auf Showeffekte verzichtet. Genau das dürfte der Jury den Ausschlag gegeben haben.