Dacia Bigster im Check: Was Sie vor dem Kauf wissen müssen
Wer mit dem Dacia Bigster liebäugelt, beweist im SUV-Dschungel seltenen Realitätssinn. Statt eines aufgebrezelten 40.000-Euro-Crossovers, der schon bei Schotterwegen Panik bekommt wie ein weißes Hemd vor Tomatensuppe, setzt der Bigster auf Bodenständigkeit. Im Fokus steht hier die handgeschaltete Allradversion mit 130 PS und Mildhybrid.
Doch machen wir uns nichts vor: Perfekt ist der Bigster nicht. Was ihn sympathisch macht, wo er schwächelt und worauf Sie vor dem Kauf achten sollten, lesen Sie hier.
Die Stärken – Warum der Bigster ein Grinsen ins Gesicht zaubert
1. Platz, und zwar reichlich
Auf der Rückbank sitzen Erwachsene ohne Akrobatik, der Kofferraum schluckt Hund, Kinderwagen, zwei Zelte und noch einen Hund – und es bleibt Luft. Während viele Konkurrenten wie winzige Einzimmerwohnungen wirken, erinnert der Bigster eher an Omas Dachboden: Hier passt alles rein.
2. Preis
Die 130-PS-Handschalter-Variante kostet etwa so viel wie ein ordentlicher Familienurlaub, nicht wie ein neues Organ. Ein Sportage oder Tiguan in ähnlicher Größe verlangt 10.000 bis 15.000 Euro mehr. Die Botschaft des Bigster: Behalten Sie das Wechselgeld und kaufen Sie sich Grill, Campingausrüstung und ein Jahr Sprit dazu.
3. Ehrliche Technik
Handschaltung. Echter Allrad. Weniger Elektronik, die an verregneten Dienstagen den Geist aufgibt. Die Hardware des Bigster ist wie eine gute alte Fiskars-Axt – sie funktioniert einfach und vermutlich bis zum Ende der Zivilisation.
4. Alltagstauglichkeit
YouClip-Befestigungen für Mülleimer, Taschenlampen und Halter. Robuste, abwaschbare Materialien, die nicht jammern, wenn die Kinder Eis kleckern. Hier wirft man die matschigen Stiefel rein, statt abends schuldbewusst den Staubsauger zu zücken.
5. Fährt, ohne zu blenden
Der Bigster gibt sich nicht sportlich, nicht luxuriös – und genau das macht ihn glaubwürdig.
Die Schwächen – Was der Bigster höflich verschweigt
1. Hartplastik überall
Wer gerne Walnussholz und handgenähtes Leder streichelt, wird hier nicht glücklich. Die Oberflächen sind hart, die Verkleidungen knarzen, Luxus bleibt ein ferner Traum. Camping statt Spa.
2. Sitze: okay, aber nicht mehr
Lange Beine? Breite Schultern? Probieren Sie beim Test, ob die Sitzfläche reicht oder die Wangen zu schmal sind. Lordosenstütze? Fehlanzeige.
3. Der Motor gibt sein Bestes
Der 1,2-Liter-Dreizylinder mit 130 PS erledigt seinen Job, aber Wunder darf man nicht erwarten. Er beschleunigt, ja. Begeistert, nein. Den alten Volvo an der Ampel lässt man stehen, mehr aber auch nicht.
4. Geräuschkulisse
Auf der Autobahn mischen sich Wind-, Reifen- und Motorgeräusche zu einem Grundrauschen. Gespräche sind möglich, Mozart sollte man sich aber für zu Hause aufheben.
5. Sicherheitsausstattung: das Nötigste
Die Basics sind an Bord, mehr nicht. Kein Mittelairbag, kein echtes Spurhalten. Spurzentrierung? Nur auf gerader Strecke und mit viel Fantasie. Automatische Notbremsung und andere Grundfunktionen sind immerhin dabei.
Darauf sollten Sie vor dem Kauf achten
1. Sitze und Sitzposition
Ist die Sitzfläche lang genug? Liegt der Rücken entspannt an? Drückt die Polsterung an den Knien? Große Menschen sollten mindestens 15 Minuten Probe fahren – besser als später beim Physiotherapeuten.
2. Rad- und Reifengröße
19-Zöller ruinieren den Federungskomfort. 18 Zoll sind ideal. Suchen Sie beim Test ein paar Schlaglöcher, das Fahrwerk wird Ihnen die Wahrheit sagen.
3. Multimedia-Bedienung
Funktioniert CarPlay kabellos? Hängt das Display wie ein alter Laptop? Wer auf Navigation angewiesen ist, sollte das sofort ausprobieren.
4. Ausstattung prüfen
Sind Kameras, Totwinkelwarner und adaptiver Tempomat dabei? Dacia schnürt Pakete wie Smartphone-Hersteller – also genau hinschauen.
5. Anhängelast
Wer Boot oder Anhänger ziehen will, sollte prüfen, ob die gewünschte Version 1.500 kg schafft und nicht nur 1.000.
6. Fahrverhalten mit Zuladung
Nehmen Sie Freunde und Gepäck mit zur Probefahrt. Nur so zeigt sich, wie der Bigster wirklich fährt.
Fazit – Passt der Bigster zu Ihnen?
Wer
• ein großes Auto ohne großen Preis sucht,
• Wert auf Robustheit und Ehrlichkeit legt,
• ein Fahrzeug will, das Schotter, Matsch und Familienchaos gelassen nimmt,
• und ein Auto möchte, das alles gut genug kann, ohne sich zu verstellen,
ist beim Bigster richtig.
Wer hingegen
• weiche Oberflächen,
• flüsterleises Reisen,
• automatisches Lenken und Teilautonomie,
• oder kräftigen Antritt erwartet,
wird mit dem Bigster nicht glücklich.