Chip-Krise bei Nexperia: Europas Autobauer zittern
Europas Autoindustrie steht vor einer neuen Krise: Ein frischer Engpass bei Mikrochips droht die Produktion in wenigen Wochen lahmzulegen. Im Zentrum der Turbulenzen steht ein Name: Nexperia. Sollte nicht rasch eine Lösung gefunden werden, stehen die Bänder bald still.
Quellen der Financial Times beschreiben die Lage schonungslos. Autobauer rationieren ihre letzten Bauteile, als würden sie Lebensmittelmarken in Kriegszeiten verteilen. Nexperias niederländische Tochter liefert keine Silizium-Wafer mehr an das eigene Werk in China. Dieser eine Bruch hat eine Lieferkette zum Einsturz gebracht, auf die moderne Fahrzeuge weit stärker angewiesen sind, als den meisten Fahrern bewusst ist.
Nexperia gehört zum chinesischen Konzern Wingtech Technologies. Nachdem Wingtech im vergangenen Jahr auf einer US-Sanktionsliste landete, folgte Nexperia im Herbst. Die niederländische Regierung reagierte, indem sie die Kontrolle über die heimischen Fabriken übernahm. Wingtech konterte mit Exportbeschränkungen. Das Ergebnis: ein Flaschenhals, der jede europäische Produktionslinie trifft.
Der lange Weg vom Wafer zum Kabelbaum
Nexperia-Chips durchlaufen mehrere europäische Werke, bevor sie in einer chinesischen Fabrik endmontiert werden. Erst danach kommen die Bauteile zurück und werden in Autos verbaut. Sie steuern Alltagsfunktionen wie Licht, Airbags, Türschlösser oder Fensterheber. Winzige Teile, die ein ganzes Fahrzeug lahmlegen können, wenn sie fehlen.
Ein ranghoher Auto-Manager sagte der Financial Times, der Engpass ziehe sich durch Hunderte Branchen und die Vorräte reichten nur noch wenige Wochen. Teams suchen rund um die Uhr nach Alternativen.
Globale Wellen, lokale Schmerzen
Honda hat die Produktion in Mexiko bereits gedrosselt, weil der Mangel zum täglichen Problem wurde. Das Werk baute 2024 rund 190.000 Fahrzeuge, davon gingen 150.000 in die USA. Solche Stückzahlen überstehen keinen längeren Stillstand.
Europas Realitätsschock
Das Chaos um Nexperia trifft Europa in einer Phase, in der man die Abhängigkeit von asiatischen Chips verringern will. Die aktuelle Krise zeigt schonungslos, wie fragil das System bleibt. Zwar spricht Europa von einer eigenen Halbleiterindustrie, doch die Realität hinkt den Ambitionen hinterher. Korea und Taiwan machen unbeirrt weiter und jeder Bruch in der Lieferkette wirft Europa weiter zurück.
Am Ende bleibt der Eindruck: Echter Luxus steckt längst nicht mehr in Leder oder Chrom, sondern in einem winzigen Siliziumsplitter, der entscheidet, ob ein Auto überhaupt fährt.